Reparatur-Geselle Michel Heftrich fährt mit Vollkabinen-Fahrrad über 5.000 Kilometer quer durch Europa und besucht über 50 Repair Cafés. Die Tour macht auf Reparieren und Kreislaufwirtschaft aufmerksam. Denn Reparieren ist gut für die Umwelt und schont wertvolle Ressourcen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler unterstützt das Projekt und war beim heutigen Startevent in Wien dabei, wo auch Dompfarrer Toni Faber die Reparatur-Tour gesegnet hat.
Am Donnerstag, 23. März 2023 ging das Startevent in der Wiener Innenstadt am Stock-im-Eisen-Platz über die Bühne: Dort, wo früher Handwerksgesellen einen Nagel in einen Baum geschlagen haben, um damit ihre Walz symbolisch zu beginnen, wurde die Reise von Reparateur Michel Heftrich eingeläutet. Unter den Redner*innen waren neben Klimaschutzministerin Eleonore Gewessler Wegbereiter*innen der Kreislaufwirtschaft und Reparaturbewegung.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler freut sich über das große Engagement und das immer beliebtere Reparieren: „Reparieren ist immer besser als Wegwerfen. Das zeigen die tollen Zahlen unseres Reparaturbonus eindrucksvoll. Insgesamt wurden bereits über 500.000 Reparaturen durchgeführt. Das schont wertvolle Ressourcen und ist gut für unsere Umwelt. Obendrein wird so auch das Reparaturwesen angekurbelt, das schafft und sichert Arbeitsplätze. Ich freu mich auch sehr über 3.400 Partnerbetriebe die schon mit dabei sind. Und natürlich auch in den Reparatur Cafés wird tüchtig repariert. Genau dort wird Michel Heftrich in ganz Europa auf seiner Repair-Tour Station machen. Ich wünsche eine erfolgreiche Reise. Ein großes Dankeschön für diesen beeindruckenden Einsatz.“
Moderiert wurde die Veranstaltung von RepaNet Geschäftsführer Matthias Neitsch: Re-Use und Reparatur seien die wichtigsten Praktiken, um den Ressourcenkonsum wirksam zu senken – dieses Ziel ist auch in der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie zentral verankert. „Um von der Theorie endlich in die Umsetzung zu kommen, müssen nun dringend dauerhafte zirkuläre Fördermodelle für Re-Use-Geschäftsmodelle, wie Gebrauchtwarenhandel und Reparatur, auf politischer Ebene ausgearbeitet und zügig umgesetzt werden.“
Michel Heftrich, Hauptakteur der Repairs for Future Tour, hilft seit zehn Jahren verschiedenen Repair Cafés beim Reparieren und ist noch immer mit Begeisterung dabei: „Es geht nicht nur ums Reparieren: Reparatur Cafés sind eine wunderbare Art der Nachbarschaftshilfe, die generationsübergreifend einen Begegnungs- und Integrationsort schaffen. Sie sind Treffpunkt unterschiedlichster Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten.“
Die Idee des Vollkabinen-Fahrrads stammt von Konstrukteur Andreas Unterweger und entstand auf der Suche nach einem Fahrrad, das wettergeschützt ist, welches bis vor kurzem noch nicht existierte: „Mit ein paar Gleichgesinnten haben wir viel Zeit, Energie und Geld investiert, um ein fahrtaugliches Gerät zu bauen. Es ist so ausgelegt, dass jede begabte Handwerker*in es nachbauen kann.“
Markus Piringer von der Umweltberatung betonte die Wichtigkeit der Eigenreparatur durch die Konsument*innen für eine gelingende Reparatur-Wende: „Internationale Studien belegen, dass Privatreparaturen rund ein Drittel aller Reparaturfälle ausmachen. Repair Cafés leisten wichtige Beiträge, dass dieses Wartungs- und Reparatur-Know-how in der Bevölkerung weiterverbreitet wird. Als Koordinator des Reparaturnetzwerks Wien bedanke ich mich daher bei Michel Helfrich für seinen Einsatz und wünsche eine erfolgreiche ‚Repara-Tour‘!“
R.U.S.Z Geschäftsführer Sepp Eisenriegler betonte, dass jede erfolgreiche Maßnahme zur Verlängerung der Produktnutzungsdauer ein individueller Beitrag zum Klimaschutz ist. „Die Klimakrise ist ja nur das Symptom. Die dahinterliegende Krankheit ist der Überkonsum im globalen Norden!“ Abschließendes Plädoyer von Eisenriegler: „Deshalb brauchen wir wenige, langlebige, leicht reparierbare E-Geräte, die durch jahrzehntelange Nutzung ihren ökologischen Rucksack auf viele Jahre verteilen.“
Im Anschluss an die Reden wurde Heftrichs Fahrrad durch Dompfarrer Toni Faber gesegnet, bevor er damit zu seiner ersten Station, dem Reparatur- und Service Zentrum R.U.S.Z (Wien – Penzing), losradelte.
Die Tour zu Repair Cafés in Europa dient auch dem Erfahrungsaustausch, der Vernetzung und dem kritischen Diskurs: Reparieren ist ein wirkungsvoller Beitrag zu einem Systemwechsel in Richtung Kreislaufwirtschaft, schont wertvolle Rohstoffe und die Umwelt. Zudem entlasten Reparaturen den Geldbeutel und vermeiden Elektroschrott.
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