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In eigener Sache

Erlebnisbericht von der Tour

Interview vom Ende der Reise

Intervieu mit Markus Piringer (Reparatur Netzwerk Wien)5.8.2023

Respekt! 68 Repair-Cafés hat Michel Heftrich auf seiner Repairs-for-Future Europa-Tour in 136 Tagen besucht. Bei der Abschlussfeier in Wien haben wir mit dem Reparatur-Aktivisten über seine Erfahrungen gesprochen.

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Michel Helftrich steht neben seinem Vollkabinen-Fahrrad auf einer Straße in Wien
Copyright: Markus Piringer / DIE UMWELTBERATUNG

Das Ziel, für Reparatur zu werben, hat Michael Heftrich mit seiner Fahrt mit Vollkabinen-Fahrrad von Wien bis Amsterdam und Brüssel und wieder retour erreicht: rund 30 Zeitungsartikel, mehrere Fernseh-Reportagen und Radiobeiträge haben über seine Tour berichtet. Bei der Abschlussfeier im Recycling Kosmos haben wir ihn über seine Erlebnisse befragt.

Reparaturnetzwerk: Du hast 68 Repair-Cafés besucht. Das ist eine ganz schöne Menge. Was hast du auf deiner Tour über die Reparaturninitiativen gelernt?

Michel: Die Voraussetzungen für Repair-Cafés sind komplett unterschiedlich. Bei einem steht die Gemeinde voll dahinter, beim anderen kämpft die Gemeinde sogar gegen das Repair-Café. Aber auch die Menschen, die sich engagieren sind sehr unterschiedlich. Oft stehen ganz außergewöhnliche Menschen dahinter. Die goldene Regel ist: die Reparateure sollen selbst entscheiden, wie sie arbeiten wollen. Und nichts ist in Stein gemeißelt. Was prägnant war ist, dass viele Repair-Cafés nur mehr mit Voranmeldung arbeiten. Weil sie zu viele Besucher*innen haben. Zu viele Menschen würden dann frustriert nach Hause gehen, weil sie nicht drankommen. Mit Terminvergabe funktioniert das dann gut.

Reparaturnetzwerk: Hast du auch in beim Reparieren dazulernen können?

Michel: Ja, ich würde sagen mein fachliches Reparatur-Wissen hat sich verdoppelt. Besonders bei Geräten, wo Thermo-Sicherungen kaputtgehen. Die sind oft sehr gut versteckt. Ich wusste nicht, dass Thermosicherungen auch an Elektromotoren verklebt sind. Viele Geräte konnten durch Austausch der Thermosicherung repariert werden, die ja nur einen halben Euro kostet.

Reparaturnetzwerk: Was war die größte Herausforderung auf der Tour?

Michel: Das war ein fahrtaugliches Gefährt zu finden, nachdem das Vollkabinen-Fahrrad aus Österreich von der deutschen Polizei von der Straße genommen wurde. Denn der Elektromotor war zu stark für die Vorschriften in Deutschland. Da musste ich echt zittern, und das deutsche Ersatzgefährt hatte auch einige Schwächen. Aber Hauptsache die Reise konnte weitergehen.

Reparaturnetzwerk: Was war dein schönstes Erlebnis?

Michel: Den Thomas kennenzulernen vom Repair-Café Amstetten. Ich würde sagen er ist ein Daniel Düsentrieb unserer Zeit, und was mich so fasziniert hat ist, dass er sein Wissen auch sehr gerne weitergibt.

Reparaturnetzwerk: Was hast du jetzt vor nach der langen Reise?

Michel: Ich habe vor Jahren eine alte Mühle erworben, da wartet Arbeit bis an mein Lebensende. Ich versuche aus der alten Mühle eine offene Werkstatt zu machen, aber auch Raum zu schaffen für Menschen, die ins Tun kommen möchten.

Reparaturnetzwerk: Danke für das Gespräch und alles Gute für deine Vorhaben!

Update 5 Juli 2023

Michel Heftrich ist jetzt seit über drei Monaten unterwegs auf seiner Tour durch Europa zu über 50 Reparatur Cafés. In einem kurzen Update erzählt er über die Reise voller Abendteuer.

„Es gibt einige Herausforderungen, vor allem mit dem Fahrrad: Nach anfänglichen Pannen wurde ich in Deutschland von der Polizei angehalten. Denn der Motor des Vollkabinen-Fahrrads ist zu stark, die deutsche Gesetzgebung lässt solche Motoren nicht zu. Also bin ich darauf angewiesen, ab der zweiten Woche eoin Lastenfahrrad (siehe Foto) zu mieten.

Es gibt aber auch viel Positives zu berichten: Schön ist es, dass Repair Cafés (= RC) alle soziale Schichten zusammenbringt, in Amstetten gelang es, ein Repair Café für Kinder zu organisieren, auch Schulklassen zeigen reges Interesse. In einem anderen RC hatte ein Künstler*innen-Ehepaar die Idee, in einem RC für Textilien Kunst, Kultur und Reparieren zusammen zu bringen. Ein RC in Belgien fand in einer Schule statt, wo alle zusammen helfen, kaputte Gegenstände zu reparieren.

Bei solchen Abenteuerreisen durchlebe ich alle Gefühle von Traurigkeit bis Freude. Bei manchen RCs werde ich mit Applaus empfangen, sehr gefreut hat es mich, als eine Frau extra angereist ist, um mich kennen zu lernen, auch die Dankbarkeit der Initiativen, dass ich diese Reise mache hat mich sehr gefreut.

Jeder neue Tag ist spannend: Was erwartet mich heute? Wo werde ich schlafen, wie empfangen mich die Leute von den RCs, komme ich gut mit ausreichend Akku von A nach B? Ich habe keine Zeit, die Seele baumeln lassen, aber das macht nichts. Dafür ist die Reise voller Abenteuer und sehr aufregend!”

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